
Fachtag
EU-Bürgerinnen und EU-Bürger:
Die größte Zuwanderungsgruppe in Thüringen und dennoch nicht gesehen?
Mittwoch, 22. März 2023, 10:00 - 16:00 Uhr
Der Fachtag zur EU-Zuwanderung zeigte massive Defizite bei fairer und menschlicher Behandlung europäischer Mitbürgerinnen und Mitbürger auf. An der Veranstaltung nahmen rund 60 Interessierte teil.
Annett Roswora stellte eingangs die Ausgangslage in Thüringen dar: Ein Drittel aller nicht deutschen Staatsangehörigen in Thüringen sind Unionsbürgerinnen und –bürger. Die meisten stammen aus Polen, Rumänien und Bulgarien.
Claudius Voigt von der GGUA Flüchtlingshilfe gab eine Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen. Dabei kritisierte er die sozialrechtliche Ungleichbehandlung von Unionsbürgerinnen und –bürgern ohne deutsche Staatsangehörigkeit. „Betroffen sind davon insbesondere Personen, die den Arbeitszwang nicht erfüllen können“, so Voigt.
Dr. Paul Becker von Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung machte mit Verweis auf die demographische Entwicklung und den steigenden Fach- und Arbeitskräftebedarf das ureigene Landesinteresse an Zuwanderung deutlich. In diesem Zusammenhang betonte er die zentrale Bedeutung eines guten Integrationsmanagements, um ausländische Arbeitskräfte im Land zu halten.
Agnieszka Skwarek, ebenfalls von Minor, stellte ergänzend dazu Projekte des „digitalen Streetworks“ als effektives Beratungsmodell vor, um ziel- und bedarfsgerecht Communities zu erreichen. Dabei sei es insbesondere wichtig, über arbeits- und sozialrechtliche Ansprüche aufzuklären. Das bestätigt auch Tina Morgenroth vom Projekt „Faire Mobilität“ des DGB-Bildungswerk Thüringen e.V., die ausbeutende und strukturell diskriminierende Strukturen als Hauptprobleme hervorhob. Auch Herr Herr Stüllein von der MBE-Beratungsstelle L'amitié e.V.,Landkreis Gotha konnte von zahlreichen Fällen aus der täglichen Beratungstätigkeit berichten. In der Konsequenz ziehen viele ausländische Arbeitnehmende weg von Thüringen und weiter in andere westliche Länder, in denen sie bessere Rahmenbedingungen erwarten.
„Wenn der Freistaat den Arbeitskräftemangel in den Griff bekommen will, muss er zu einem Land werden, in dem Menschen gerne bleiben“, fasste Mirjam Kruppa als Fazit zusammen.
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